Ein Rettungsring, weil „Ankerherz für manche Menschen in der Coronakrise ein Rettungsring ist“: Wir freuen uns so über ein besonderes Geschenk, das wir erhalten haben. Der Rettungsring trägt die Aufschrift „Bremen“. Wir haben ein wenig recherchiert: Es handelt sich um ein ganz besonderes Schiff.
Gelegentlich schicken uns Freunde Geschenke. Zu den Höhepunkten gehören ein wunderschönes altes Buch von der See und ein Ankerherz-Kunstwerk auf Dosenblech. Kinder schicken uns Zeichnungen, wir bekommen Postkarten oder Briefe. Dieses Paket aber war ganz besonders. Nicolai Tiedemann schrieb:
„Liebes Ankerherz-Team,
ich möchte Euch den beiliegenden Rettungsring schenken. Er passt sehr gut zu Euch. Nicht nur, weil Ihr so maritim seid. Sondern vielmehr, weil Ihr jetzt für viele Menschen wichtig und ein Rettungsring seid.
Ein älterer Herr sagte mir, dass der Ring sehr alt sei. (…) Er schloss nicht aus, dass der Ring Original ist, da damals auf diese einfache Art beschriftet wurde.“
Wir hatten einen Kloß im Hals. Tatsächlich wirkt der Ring sehr alt, schon wegen der Schnur, die dran hängt. Ein wirklich tolles Stück, das vermutlich von einem besonderen Schiff stammt, wie wir entdeckten.
Rettungsring der Bremen
Die Bremen war ein Schnelldampfer der Reederei Norddeutscher Lloyd aus Bremerhaven, die am 16. August 1928 vom Stapel lief, getauft von Reichspräsident Paul von Hindenburg. Für die damalige Zeit war die Bremen ein echter Gigant: 286.10 Meter lang, 31 Meter breit, mit Platz für 2228 Passagiere und 1000 Crewmitglieder.
Das Schiff war eine echte Schau. Zwischen den Schornsteinen stand ein Katapult auf dem Deck, mit dem ein Wasserflugzeug abgeschossen wurde. Zur schnelleren Postbeförderung für die Passagiere der Ersten Klasse, wobei nicht alle Starts glücklich verliefen. Eine Besatzung verunglücke im Oktober 1931 sogar tödlich.
Blaues Band und Wasserflugzeug
Die Jungfernfahrt ging von Bremerhaven nach New York City, mit Volldampf. Gleich die erste Transatlantikpassage gelang in 4 Tagen, 17 Stunden, 42 Minuten, was Schnelldampfer Bremen das prestigeträchtige „Blaue Band“ für die schnellste Reise über den Atlantik einbrachte. Zwanzig Jahre lang war der Rekord der RMS Mauretania zuvor nicht geknackt worden.
1930 verlor die Bremen die Auszeichnung an ihr Schwesterschiff Europa, doch holte sich den Titel drei Jahre später wieder zurück. Dabei raste sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,51 kn (52,8 km/h) über den Ozean. 1935 löste sie der französische Neubau Normandie als schnellsten Atlantikliner ab. Von beiden Schiffen haben wir in unserem Archiv zwei alte Postkarten gefunden.
Innerhalb von zehn Jahren dampfte die Bremen insgesamt 190 Mal nach New York City, zuletzt im August 1939. Im Februar dieses Jahres durchfuhr sie als erstes Schiff dieser Größe den Panamakanal, während einer Rundreise um Südamerika.
Legende des Ozeans
Während des Krieges baute man die Bremen in Hamburg zu einem Truppentransporter um, für eine geplante Landung in Großbritannien. Das Schiff dockte in Wesermünde. Am 16. März 1941 brannte das Schiff schwer und tagelang und musste trotz aller Bemühungen der Feuerwehr auf Grund gesetzt werden. Der Transatlantik-Liner wurde schließlich abgewrackt.
Ein 17-jähriger Schiffsjunge namens Gustav Schmidt gab später an, den Brand gelegt zu haben, angeblich als Rache für die Ohrfeige eines Vorgesetzten. Er wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bis heute gibt es allerdings Zweifel an der Version, dass ein einzelner Schiffsjunge das Feuer legen konnte. War es ein englischer Angriff gewesen? Oder ein Kommando des innerdeutschen Widerstandes?
Schnelldampfer Bremen ist eine Legende der Ozeane, die man auf Briefmarken und in Museen würdigte. Wir haben dem Rettungsring einen Ehrenplatz im Alten Tanzsaal reserviert. Oder in Bremerhaven, sobald unser Ladenlokal in den Havenwelten nach der Coronakrise eröffnen kann.
Geschichten von der See erzählen wir in unserem neuen Buch KAPITÄNE. Monsterwellen, Stürme, Rotlicht – das volle Seemannsleben. Überall im Handel und hier bei uns versandkostenfrei im Ankerherz Buchladen. Schaut rein!