In der Bretagne und an der Westküste Frankreichs warten die Menschen bange darauf, dass das Schweröl aus den Tanks des untergegangen Frachters „Grande America“ an die Strände gespült wird. Das Datum weckt böse Erinnerungen: Am 16. März 1978 lief der Supertanker „Amoco Cadiz“ auf Grund und verursachte eine gewaltige Ölpest.
Was sich damals ereignete, erinnerte manche Beobachter an eine „Apokalypse“. Der Ölteppich, der an Land gespült wurde, war so groß wie das Saarland. Er versuchte die Strände der Bretagne auf 360 Kilometer Länge. Unzählige Seevögel und Muscheln starben. Für die Menschen an der Küste eine Katastrophe biblischen Ausmaßes. Insgesamt 1.6 Millionen Barrel (223.000 Tonnen) Rohöl strömten in den Atlantik.
Der 334 Meter lange Supertanker war nach dem Ausfall der Ruderanlage auf den Felsen Men Gaulven nahe des Fischerdorfes Portsall gelaufen. Obwohl sich das Schiff nur 24 Kilometer von der Küste entfernt befand, versuchte die Crew zunächst, den Schaden selbst zu beheben und forderte erst anderthalb Stunden später eine Schlepper an.
Böse Erinnerungen an die Ölpest der „Amoco Cadiz“
Dieser wiederum war zu schwach, um das Schiff mit dem Bug in den Wind zu drehen. Als ein starker Schlepper eintrag, war es zu spät. Die Besatzung konnte von Hubschraubern gerettet werden, bevor das Schiff auf dem Felsen auseinanderbrach. Anders, als heute in manchen Beiträgen publiziert, wehte der Wind mit Beaufort Sieben, also nicht mit Sturmstärke. In einigen Artikeln ist von 15 Meter hohen Wellen die Rede; dies ist eine absurde Übertreibung.
Tausende Helfer waren monatelang damit beschäftigt, die klebrige Masse von Stränden und Felsen zu holen. Der anschließende Rechtsstreit zog sich 14 Jahre lang hin. Der amerikanische Ölkonzern Amoco wurde zu einer Zahlung von umgerechnet 195 Millionen Euro an die betroffenen Gemeinden und den französischen Staat verurteilt. Die Hälfte der Summe, die von den Klägern wegen der Folgen der Ölpest gefordert worden war.
Seeleute wurden gerettet
Nach Einschätzung von Umweltexperten hat sich das Gebiet heute von der Katastrophe erholt. 41 Jahre später richtet sich der Blick der Küstenbewohner wieder besorgt auf das Meer. Auch wenn die Menge nicht mit jener der Katastrophe zu vergleichen ist. 2200 Tonnen Schweröl befanden sich in den Tanks des Frachters, der aus Hamburg kam. Das Feuer war in einem Container an Deck ausgebrochen und konnte von der Crew nicht gelöscht werden. Sie wurde von einer englischen Fregatte gerettet.
Die Behörden vermuten, dass das Schweröl aus den Tanks der „Grande America“ am Sonntag oder Montag angespült wird. Wie groß die Ölpest wird, kann nicht abgeschätzt werden.