Ein plötzlicher Wasseranstieg und unerwartet starke Strömung haben am Ostermontag 25 Wattwanderer, darunter vier Kinder, in große Gefahr gebracht. Die Gruppe befand sich unter Leitung des erfahrenen Wattführers Dark Blome zwischen Föhr und Amrum, rund 300 Meter vor der Amrum Odde – der nördlichen Spitze der Insel – als der Rückweg durch einen Priel unpassierbar wurde. Trotz Wathosen konnten die Wanderer das tiefer werdende Gewässer nicht mehr durchqueren.
Gegen 14.25 Uhr ging der Notruf bei der deutschen Rettungsleitstelle See, dem Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, ein. Der Wattführer, der die Tour leitete und auf 29 Jahren Berufserfahrung zurückblicken kann, reagierte umsichtig: „30 Minuten nach Niedrigwasser ist dieser Abschnitt normalerweise problemlos zu überqueren – erst zwei Tage zuvor war ich hier mit einer Gruppe unterwegs. Doch plötzlich war da ein Loch, wo vorher keines war. Ohne Sturm oder Springtide ungewöhnlich – aber Priele können sich jederzeit verändern. Da habe ich zur Sicherheit die Seenotretter gerufen“, heißt es im Einsatzbericht.
Wattwanderer stehen auf Sandbank
Der auf Amrum stationierte Seenotrettungskreuzer Ernst Meier-Hedde setzte daraufhin das Tochterboot Lotte ein. Mit einem geringen Tiefgang von nur 80 Zentimetern ist es speziell für Einsätze im flachen Wasser geeignet. Wenig später erreichte die Besatzung der Lotte die festgesetzte Gruppe.
„Die Wattwanderer standen auf einer Sandbank, die noch nicht vom auflaufenden Wasser erreicht war. Der Priel zur Insel war jedoch bereits zu tief, um ihn zu durchqueren“, erklärte Nils Sander, Sprecher der Seenotretter.
Ein Seenotretter brachte zu Fuß eine Leine zur Gruppe, um den Weg zum Boot abzusichern. In zwei Fahrten nahm die Lotte jeweils die Hälfte der Wanderer an Bord und setzte sie sicher an der nahegelegenen Odde ab. Bis auf leichte Unterkühlungen blieben alle Personen unverletzt. Zum Zeitpunkt des Einsatzes lag die Lufttemperatur bei elf, die Wassertemperatur bei neun Grad Celsius. Es wehte eine schwache Brise mit Windstärke drei (etwa 19 km/h).
Seenotretter warnen eindringlich
Kaum war der Rettungseinsatz beendet, folgte bereits der nächste Alarm: Eine Segelyacht war an der Nordspitze Amrums festgekommen. Auch hier konnte die Lotte schnell helfen – das Boot wurde befreit und konnte seine Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen.
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Die Seenotretter warnen eindringlich vor den oft unterschätzten Gefahren des Wattenmeers. „Die Wanderer haben alles richtig gemacht – sie waren mit einem erfahrenen Wattführer unterwegs und handelten besonnen. Nur so konnte Schlimmeres verhindert werden“, betont Sander. Allein ins Watt aufzubrechen sei hingegen ein großes Risiko.
„Die Kraft der Gezeiten und die ständig wechselnde Beschaffenheit des Meeresbodens bergen erhebliche Gefahren: Senken, Priele, Löcher, Muschelfelder, Steilkanten und Schlick können zur tödlichen Falle werden.“
Sicherheitshinweise für Wattwanderungen bietet die DGzRS auf ihrer Website an.