Ankerherz History: der Untergang der Edmund Fitzgerald

Ankerherz History: der Untergang der Edmund Fitzgerald - Ankerherz Verlag

10. November 1975, auf dem Oberen See, Kanada. Das Frachtschiff Edmund Fitzgerald gerät in einen furchtbaren Sturm. Keiner der 29 Seeleute an Bord soll überleben. Erinnerung an ein Unglück, das der Country-Sänger Gordon Lightfoot unvergesslich machte.

Der Sturm weht nun mit der Stärke eines Hurrikans, mit mehr als 75 Knoten. Es ist der 10. November 1975, kurz nach 15:30 Uhr, als die Crew bemerkt, wie sich die Edmund Fitzgerald auf die Seite legt. Schwere Brecher zerschlagen das Deck. Das Radargerät funktioniert nicht mehr, was ebenfalls ein Problem ist. Der Schnee fällt so dicht, dass die Sicht im Inferno auf dem Oberen See null ist. Die U.S. Küstenwache hatte für alle Schiffe eine Order ausgegeben, wegen des extremen Wetters einen Hafen anzulaufen.

Für die Edmund Fitzgerald kommt diese Warnung viel zu spät.

Das 222,20 Meter lange Schiff, zum Zeitpunkt seines Stapellaufs das größte auf den Großen Seen, befindet sich auf dem Weg von Superior zu einem Stahlwerk in der Nähe von Detroit. Sie ist beladen mit Takonit. Begleitet wird sie von einem anderen Frachter, der Arthur M. Anderson. Die Kapitäne hatten wegen des Sturms verabredet, im Konvoi zu fahren.

Zehn Meter hoch sind die Wellen. Auf der Edmund Fitzgerald laufen die Lenzpumpen im Dauerbetrieb, um eingedrungenes Wasser von Bord zu bekommen. Weil der Frachter nun de facto blind ist und sowohl der Leuchtturm wie die Funkfeuer am Whitefish Point außer Betrieb sind, verringert Kapitän Ernest M. McSorley die Fahrt. Das Schiff erhält Radarunterstützung durch den kleinen Frachter, der versucht, sie in den Windschutz der Whitefish Bay zu manövrieren. Ein verzweifelter Versuch, diesen Sturm zu überleben.

Um 17:45 Uhr funkt Kapitän McSorley, dass sein Schiff schwere Schlagseite aufweist. Die Wellen prügeln auf den Frachter ein. „Es ist eine der schwersten Seen, die ich je erlebt habe“. Den letzte Funkspruch empfängt man um 19:10 Uhr empfangen. Es ist eine Antwort auf eine Warnung der Arthur M. Anderson, die von einer Riesenwelle getroffen wurde. Diese Welle läuft in Richtung der Edmund Fitzgerald.

„We´re holding on“, antwortet der Kapitän. Wir kommen da schon durch.

Zehn Meter hohe Wellen im Orkan

Zehn Minuten später ist das Schiff vom Radar verschwunden. Niemand reagiert auf Funksprüche.

Die Küstenwache startet eine Suchaktion und entsendet mehrere Flugzeuge. Schiffe können wegen der Bedingungen kaum helfen, so schwer ist die See. In den nächsten Tagen finden die Crews einige Trümmerteile, Rettungsboote, Rettungsflöße. Es gibt keine Überlebenden.

Das Wrack wird Tage später von einem Flugzeug der US Navy auf 46° 59′ 54″ N, 85° 6′ 36″ W entdeckt. Ein Tauchgang ergibt, dass die Edmund Fitzgerald auf 160 Metern Tiefe liegt, das Bugteil aufrecht im Schlamm. Am 4. Juli 1995, dem Nationalfeiertag der USA, holt man die Schiffsglocke vom Wrack und ersetzt sie durch ein Replikat. Darauf sind die Namen aller 29 verstorbenen Crewmitglieder eingraviert. Es ist das letzte Mal, das jemand zur Edmund Fitzgerald taucht. Die kanadische Regierung erlässt auf Wunsch der Angehörigen ein Gesetz, dass das Wrack als Seegrab schützt.

Die Suche nach der Unglücksursache

Warum sank die Edmund Fitzgerald? Im Untersuchungsbericht der Küstenwache ist von unzureichenden Lukenverschlüssen die Rede. Das Schiff sei auf diese Art langsam und unbemerkt vollgelaufen. So lange, bis die Stabilität verloren war. Eine Theorie, die nicht nur Zustimmung findet. Eine alternative Erklärung geht davon aus, dass der Kapitän ohne Radar auf Kartenmaterial zurückgriff. Die Edmund Fitzgerald lief demnach auf eine Sandbank vor Caribou Island, wobei es eine Beschädigung des Unterbodens gab. Durch den Wassereinbruch sank sie später so schnell, dass die Crew keine Chance hatte, irgendwie zu reagieren.

Die Edmund Fitzgerald ist das letzte und das größte Schiff, das auf den Großen Seen gesunken ist.  Ein gefährliches Seengebiet: Seit 1878 haben sich mehr als 6000 Schiffsunglücke zugetragen, ein Viertel davon waren Totalverluste. Viele Schiffe sind mitsamt ihren Besatzungen einfach verschwunden. (In unserem Buch „Sturmwarnung“ berichtet Kapitän Schwandt von einem Untergang, den er auf den Großen Seen als Augenzeuge beobachtete.)

1976 nahm der kanadische Country-Sänger Gordon Lightfoot einen Song zum Gedenken an das Unglück auf. Es wurde ein großer Hit. Ein musikalisches Ehrenmal für die Seeleute, die auf der Edmund Fitzgerald ihr Leben ließen.

 

Über Schiffsunglücke und Rettungsaktionen berichten Deutschlands Seenotretter in unserem Buch MAYDAY. Das Buch gibt es überall im Handel und ohne Versandkosten im Online Buchladen von Ankerherz.

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