Jeden Tag im Jahr steht die Tür der Haifisch Bar auf, von morgens bis Nachts um vier, und von Freitag bis Montag schließt überhaupt niemand ab. Auf manche Dinge ist eben Verlass, und so wird die Bar direkt an der Wasserkante auch am Heiligabend für manchen der letzte Hafen sein.
Die Gäste einer Weihnachtsnacht: Junge, Alte, Einsame, Familien, manche bringen die Kinder mit. Eine demokratische Angelegenheit, denn, so erzählte mir das Gert Schlufter, der leider verstorbene Wirt: „Es kommen alle gesellschaftlichen Schichten“.
Was auch praktische Gründe hat, denn nicht jede Bar in Hamburg hat auch an Weihnachten durchgehend den Zapfhahn auf.
Weihnachten in der Haifisch Bar
„Weihnachten ist nichts für schwache Nerven“, sagte Schlufter.
Denn Weihnachten wirkt wie ein Brandbeschleuniger für Emotionen. An Weihnachten kommt alles hoch: Sorgen, Ängste, viele Probleme, die man sonst erfolgreich wegschiebt. Weihnachten braucht ein Barkeeper besondere Nerven. Als „Kummerkasten“, als Rettungsinsel, als letzter Verbündeter.
Eine Geschichte hing Schlufter besonders nach. Eine Familie erlitt einen Todesfall, ganz kurz vor dem Fest, und selbst Schlufter, der sonst immer wusste, was Sache ist, hatte Schwierigkeiten, „nicht mitzuheulen.“
Manchmal gibt es einfach nichts, das Trost spenden könnte, und es muss genügen, das nächste Astra auf den Tresen zu stellen und darauf zu warten, dass jemand eine Münze in die Jukebox wirft.
Eine schöne Sache passierte auch in der Heiligen Nacht, und Gert freut sich wirklich, wenn er davon erzählt. Vor einigen Wochen kam ein Pärchen in die Bar. „Du Gert“, sagten sie. „Wir haben uns hier vor vielen Jahren an Heiligabend kennen gelernt, dann geheiratet und sind es immer noch. Schön, dass es Dich und die Haifisch Bar gibt!“