Nahm der Kapitän der MSC Zoe eine verbotene Abkürzung? Ist eine falsche Route Ursache für der Havarie, bei der 280 Container in die Nordsee fielen? Diesen Vorwurf erheben nach einem Bericht der renommierten Tageszeitung Leeuwarder Courant mehrere Fischer. Die regierende VVD-Partei fordert im Repräsentatenhaus nun Aufklärung.
Die MSC Zoe hat am Neujahrstag nach Ansicht der Fischer eine südliche Route genommen, die nahe an den westfriesischen Inseln vorbei führt. Eine Abkürzung zum nächsten Hafen Bremerhaven, um Zeit zu sparen. Dieser Seefahrtsweg befindet sich knapp dreißig Kilometer vor den Inseln. Er ist maximal 20 Meter tief. Die vollbeladene MSC Zoe hat einen Tiefgang von 16 Metern. Im Sturm könnte der Großcontainerfrachter auf dem Meeresgrund aufgesetzt sein, was zur Instabilität und zum Verlust der Container führte. Was eine Frage beantworten würde, die Experten beschäftigt: Wie konnte es sein, dass eines der größten Schiffe der Welt (395 Meter lang) diese große Menge Container verliert?
Diese südliche Schifffahrtsroute ist für Schiffe mit Gefahrgut ausdrücklich verboten. Die MSC Zoe hätte demnach den weiter nördlichen Weg mit knapp neunzig Kilometer Abstand zur Küste nehmen müssen. Hat der Kapitän trotz des Sturms also eine Abkürzung genommen, so dicht am empfindlichen Weltkulturerbe Wattenmeer? Ein schwerer Vorwurf.
Nach die MSC Zoe die falsche Route?
Ein Sprecher der niederländischen Küstenwache sagte der Zeitung, dass es keine einschränkenden Regeln wegen des Tiefgangs gibt. „Das ist eine Frage guter Seemannschaft“, sagte er. Er verglich es mit einem Busfahrer, der unter einer zu niedrigen Brücke hindurchfahren will. Offiziell äußern will sich von Behördenseite niemand, solange die Untersuchungen laufen. Staatsanwalt und der Wasserschutz ermitteln. Mehrere Abgeordnete haben die Vermutung der Fischer aufgegriffen und angekündigt, Anfragen an die entsprechenden Ministerien stellen zu wollen.
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Auf den Inseln gingen am Tag Sieben nach dem Unglück die Aufräumarbeiten wegen des Sturmtiefs eingeschränkt weiter. Tausende Insulaner, Gäste und auch das Militär sind seither im Einsatz. „Wir hätten nicht gedacht, dass die Verschmutzung so schlimm ist“, sagt der Inselbürgermeister von Terschelling. Mit jeder Flut wird neuer Unrat angespült. Im Vergleich mit den deutschen Inseln Borkum und Norderney sind besonders seine Insel, Ameland und Vlieland deutlich stärker betroffen. 200 Stahlbehälter wurden im Seengebiet vor den Inseln auf dem Meeresgrund geortet. Von zwei Containern mit Gefahrgut (Batterien und einer giftigen Substanz zur Kunststoffproduktion) fehlt noch immer jede Spur.