Die kleine Hadag Fähre Kirchdorf lässt sich einfach nicht vom Zeitgeist versenken. Seit 1962 tuckert die sie über die Elbe und durch den Hamburger Hafen. Eine Erinnerung an eine Zeit, als Schiffe noch große Steuerräder besaßen und Kapitäne ohne Bugstrahlruder klar kommen mussten.
Für mich ist es die schönste Fähre im Hamburger Hafen und ich freue mich immer, wenn sie an den Landungsbrücken anlegt. An Bord der Kirchdorf riecht es so gar gemütlich wie bei „Omma auf dem Sommer“. An den Fenstern gibt es orangene Vorhänge. Die Treppen sind aus Holz, und dass die Blumen immer blühen, weil sie aus Plastik sind, geschenkt.
Für die Kapitäne, die damit durch den Hafen fahren, bedeutet die Kirchdorf echte Handarbeit. Das Steuerrad ist groß, massiv und aus Holz. Eben kein Joystick, wie ihn heutzutage selbst die größten Containerriesen haben. Ein Bugstrahlruder, das Anlegemanöver enorm erleichtert, vor allem dann, wenn es im Norden mal wieder stürmt? Nö, gibt es nicht.
Hadag Fähre auf der Linie 62
Die modernen Fähren werden wegen ihrer Form im Volksmund „Bügeleisen“ genannt. Die Kirchdorf hingegen sieht noch aus wie ein echtes Schiff, und hat sogar einen hochgezogenen Steven. 1962 lief sie vom Stapel, damals sahen Schiffe so aus. Häufig setzte man sie auf der Linie 62 ein, die von den Landungsbrücken bis Finkenwerder führt.
Für Schlagzeilen sorgte die knuffige Hadag Fähre im Januar 1985, als sie in einer Eisbarriere stecken blieb und leicht verbeult wurde. Im August 1989 kollidierte sie im Nebel mit einem zypriotischen Frachter, aber auch dabei trug sie keine größeren Schäden davon. Wundert nicht.
Immer wieder hat die HADAG sie überholen lassen, als Reminiszenz an den alten Hafen, zuletzt im Januar 2019, als Maschine und Getriebe „frisch“ gemacht wurden. Die Ersatzteile müssen einzeln angefertigt werden.
Wie schön, dass die Tradition so gepflegt wird! Also: Wenn Ihr in Hamburg seid und durch den Hafen wollt, haltet nach der alten Hadag Fähre Kirchdorf Ausschau. Nicht nur für Hamburg-Fans mit romantischer Seite ein echtes Vergnügen.