Während die Reedereien Gewinne wie noch nie einstreichen, brodelt es in den Terminals im Hamburger Hafen. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, steuert Hapag-Lloyd im laufenden Geschäftsjahr auf einen Rekordgewinn zu. Im Hafen hingegen droht ein Arbeitskampf wie zuletzt 1978.
Vergangenes Jahr erzielte die Traditionsreederei Hapag-Lloyd einen Rekordgewinn von 9,1 Milliarden €. Das Unternehmen zahlte darauf weniger als 0,65 Prozent Steuern. Grund hierfür ist eine Sonderregelung, die seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Seefahrt gilt.
Mit der sogenannte „Tonnagesteuer“ ist für eine Reederei nicht der Gewinn Maßstab für die Besteuerung, sondern die Größe ihrer jeweiligen Schiffe. Damit sollte Deutschland attraktiver werden als Standort für Handelsschiffe und mehr Schiffe sollten unter deutscher Flagge fahren. In schlechten Zeiten, wenn die Frachtraten niedrig sind, müssen damit dennoch Steuern bezahlt werden. In guten Zeiten fällt die Steuerlast im Vergleich zum erzielten Gewinn sehr gering aus. Oder sogar lächerlich gering.
Reedereien sind die Krisengewinner
Nun sind alle Großreedereien die Gewinner der Corona-Pandemie. Maersk, MSC, Hapag-Lloyd – sie alle melden Gewinne wie nie zuvor (HIER geht es zu einem Ankerherz Blog zum Thema). Denn Störungen in den Lieferketten und knappe Verfügbarkeiten sorgten dafür, dass die Frachtraten stiegen. Während die Transportmenge gleich bleibt, steigt der Transportpreis. Wie Hapag-Lloyd meldete, um bis zu achtzig (in Zahlen: 80) Prozent. Große Handelskonzerne wie Walmart und Lidl haben deshalb sogar angekündigt, selbst ins Reedereigeschäft einzusteigen und eigene Schiffe zu kaufen.
Hapag-Lloyd hat daher seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2022 noch einmal angehoben. Bislang ging man einem Ebit von zehn bis zwölf Milliarden Euro aus. Nun soll es bis zu 13,6 Milliarden Euro betragen. Was am Ende einer bezahlt: der Endverbraucher. Denn die Kunden der Reedereien sind gezwungen, diese Preise an die Endverbraucher weiterzureichen. Inflation Ahoi.
Es brodelt im Hamburger Hafen
Im Hamburger Hafen brodelt es. Sogar von flächendeckenden Streiks ist die Rede, wie es sie zuletzt Ende der 1970er Jahr gab. Der Wettbewerb zwischen den Häfen Hamburg, Rotterdam und Antwerpen ist hart. Es geht um Digitalisierung, um Automatisierung. Kurz gesagt: Es geht um die Jobs der Hafenarbeiter.
Die wiederum aktuell von den Terminalbetreibern angehalten werden, mehr zu arbeiten und Zusatzschichten zu fahren, um die Probleme in den Lieferketten abzuarbeiten. Die Terminalbetreiber in Hamburg wollen die Kosten senken, mit Hinweis auf die Konkurrenz in den Niederlanden und Belgien. Die Arbeitnehmer hingegen werden laut Hamburger Abendblatt mit einer Forderung von 12-14 % Lohnsteigerung in die Tarifverhandlungen kommende Woche gehen. Wie soll das zusammengehen? Die Zeichen stehen also auf Sturm und Arbeitskampf.
Viele Hafenarbeiter, von denen sich einige bei Ankerherz gemeldet haben, ärgern sich über Medienberichte über angebliche Spitzenverdienste von mehr als 90.000 €. Dies gelte in Ausnahmefällen, bei starker Mehrarbeit an Feiertagen und Wochenenden und langer Berufserfahrung. Jobportale wie Gehaltsvergleich weisen die durchschnittliche Bezahlung je nach Berufserfahrung und Alter mit knapp 50.000 € aus.