Die isländischen Behörden haben den Kapitän und einen Offizier eines Frachters verhaftet. Sie stehen im Verdacht, mit ihrem Schiff ein Fischerboot gerammt zu haben. Der Fischer überlebte wie durch ein Wunder. Der Frachter fuhr einfach weiter.
Vor der Südküste von Island kam es in den frühen Morgenstunden des 16. Mai zu einer Kollision. Nach Angaben der Küstenwache und des Such- und Rettungsdienstes entdeckte ein Fischerboot gegen 3 Uhr Ortszeit ein Objekt im Wasser. Zuerst dachte der Fischer in der Dunkelheit, es handele sich um einen Container.
Dann aber wurde klar: Da treibt ein gekentertes Boot!
Mit Schrecken stellte der Fischer fest, dass es sich um das Boot eines Freundes handelte. Beide Männer waren am Abend zuvor mit ihren Booten hinaus auf den Nordatlantik gefahren.
Drama vor Island
Der Fischer setzte einen Notruf ab. Die Coast Guard entsandt sofort einen Hubschrauber und ein Such- und Rettungsschiff machte sich auf den Weg zum Unfallort. Plötzlich tauchte der ein Mann in einem Überlebensanzug unter dem Boot auf! Es gelang dem Fischer, seinen Freund an Bord zu ziehen.
Der Hubschrauber brachte den unterkühlten, aber ansonsten unverletzten Fischer an Land. Er gab an, alles sei rasend schnell gegangen und er denke, dass sein Boot sei von einem Frachtschiff gerammt worden sei. Im letzten Moment gelang es ihm, den Überlebensanzug anzuziehen. Dann kenterte sein Boot. Mit anderen Worten: Es grenzt an ein Wunder, dass er die Kollision überlebte.
Der Frachter hingegen fuhr einfach weiter. Isländische Behörden identifizierten anhand der AIS-Daten, dass es sich um den Frachter „Longdawn“ handelt, ein 129 Meter langes Schiff einer niederländischen Reederei. Sie verfolgten das Schiff in den Hafen von Vestmannaeyjar.
„Es gibt Spuren an beiden Schiffen, die den Verdacht auf eine Kollision als Ursache für das Kentern stark erhärten“, so die Polizei in einer Erklärung. Medienberichte und Bilder zeigen deutliche Schrammen an der Bugwölbung des Frachtschiffs. Die Rettungsdienste konnten inzwischen auch das gekenterte Fischerboot bergen, was die Beweisaufnahme erleichtert.
Behörden verhaften Kapitän und Offizier
Die Polizei nahm zunächst den Kapitän, den Ersten und Zweiten Offizier in Gewahrsam. Sie forderte einen Dolmetscher an, weil zwei Männer aus Russland stammen und ein dritter Asiate ist. Der Erste Offizier wurde inzwischen freigelassen. Kapitän und Zweiter Offizier bleiben auf Anordnung eines Gerichts in Untersuchungshaft, wohl noch für einige Wochen, wie es heißt. Denn die Ermittlungen dauern an. Die „Longdawn“ verließ Island am Freitag und trat die Rückreise nach Rotterdam an.
Was für eine Geschichte…