Mit der Pferdekutsche von Cuxhaven durch das Watt nach Neuwerk zu zockeln, das ist für Touristen eine beliebte Attraktion und ein Höhepunkt ihres Urlaubs. Doch nun gibt es ein Problem im Watt: Ein Priel ist so tief, dass die Kutscher nicht mehr durchkommen.
Zwölf Kilometer lang ist die Strecke vom Festland auf die Insel mit dem markanten, alten Leuchtturm aus rotem Backstein. Der Wasserlauf am „Duhner Loch“ ist bei Niedrigwasser eigentlich passierbar, doch das Problem in diesem Satz ist das Wort „eigentlich“. „Im letzten Jahr mussten wir 30 Mal am Priel umdrehen“, sagt Wattwagenfahrer Kai Stelling der Hamburger Morgenpost.
Der Priel, durch den die Kutschen müssen, scheint immer tiefer zu werden. Im August wurde eine Gruppe Touristen vom Wasser abgeschnitten und musste auf der Insel übernachten. Es gibt Schlimmeres, als eine Nacht auf einer schönen Insel dranzuhängen, aber die Aussicht, dass die Insel von der beliebten Kutschenversorgung abgeschnitten wird, treibt einige Insulaner und Menschen an der Küste um. „Neuwerk verliert zunehmend den Anschluss ans Festland“, sagte der Cuxhavener Landtagsabgeordnete Uwe Santjer (SPD) damals.
Sandsäcke für den Weg nach Neuwerk
Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hat eine Menge Sandsäcke zum Priel am Duhner Loch transportiert. Diese künstliche Barriere soll verhindern, dass sich der Priel weiter vertieft. Nun will man beobachten, wie sich die Lage entwickelt.
Informationen über Neuwerk: Die etwa dreieinhalb Quadratkilometer kleine Insel liegt zwar unmittelbar vor Cuxhaven, gehört aber zum Bezirk Mitte der Hansestadt Hamburg. Am 14. April 1286 erhielt Hamburg die Hälfte der damaligen Insel „O“ vom Herzog von Sachsen-Lauenburg und im November 1299 das Recht, einen 35 Meter hohen Leuchtturm zum Schutz vor See- und Strandräubern zu bauen. Das Gebäude aus rotem Backstein wurde 1310 fertiggestellt und gilt als ältestes Gebäude Hamburgs und als einer der ältesten Leuchttürme.
Neuwerk ist heute Zentrum des 1990 gegründeten Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer. Ein Naturparadies, auf dem zu Spitzenzeiten knapp 18000 Gänse rasten. Knapp 40 Menschen leben auf Neuwerk und hauptsächlich vom Tourismus. Wenn Kutschen nicht mehr die Insel anfahren können, würde dies den Fremdenverkehr auf der Insel treffen.