Viele Jahre lang habe ich den Stimmungswechsel erlebt, der gerade auf der Insel abläuft. Es gibt den Sprung von der absoluten Hauptsaison in die Nebensaison. Mit dem Ende der Sommerferien in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Niedersachsen – aus denen viele Familien an der Nordsee ihren Sommerurlaub verbringen – kippt das Lebensgefühl von einem Tag auf den anderen.
In den Monaten Juli und August steht man im größten Supermarkt der Insel in langen Schlangen an, um Getränke für den Strandtag zu besorgen. In der Woche laufen mehrere Veranstaltungen, das Kurorchester spielt an fast jedem Tag bis zu dreimal und man tut gut daran, das Veranstaltungsheft griffbereit neben der Sonnencreme zu haben, damit man auch nichts verpasst.
Das Nachtleben auf der Promenade und im Dorf beginnt, denn die Geschäfte haben noch offen. Nachdem man der Sonne beim Untergang zugeschaut hat, muss man muss man als eiliger Fahrradfahrer auf den Straßen aufpassen, damit man keine unachtsamen Fußgänger auf den Lenker nimmt.
Das Ende der Sommerferien
Es ist ein trubeliges, lautes und buntes Inselleben im Sommer – ich als geselliger Mensch mochte das. Außerdem hat man immer wieder die gleichen Gesichter in der Menge entdeckt. Viele Gäste kennen sich auch schon seit Jahren, haben Freundschaften geschlossen und bilden am Strand große Strandkorb-Kreise, was ein bisschen so aussieht, wie eine Selbsthilfegruppe im Urlaubsmodus.
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Jeden Tag in diesen Wochen habe ich rührende Szenen am Hafen beobachtet: Menschen, die mit Transparenten andere Gäste in Empfang nehmen, sich um den Hals fallen und sich mit einem „Endlich seid Ihr auch da!“ begrüßen. Oder eben Abschiedsmomente, traurige Gesichter, weil man wieder ein Jahr warten muss, bis man das „zweite Zuhause“ Juist wiedersehen darf.
Der Juister Hafen hat schon sehr, sehr viele Tränen gesehen.
Der letzte Ferientag: Ende des Wuselns
Und auch, wenn ein Inselsommer so ein ständiges Kommen und Gehen beinhaltet: Mit dem letzten Ferientag ist die wuselige Hauptsaison mit einem Knall zu Ende. Alles geht wieder einen ruhigeren Gang. Die Wege sind leerer, die Insulaner atmen einmal kurz durch.
Für mich ist es hier auf dem Festland jetzt in der Hinsicht entspannter. Der Übergang zum Herbst ist weicher, fließender und ist eher dem eigenen Biorhythmus angepasst. Auch, wenn ich den ersten Augenblick, wo man das Meer gefühlt wieder mehr für sich alleine hat, doch vermisse.