Nach der Havarie des Frachters MSC Zoe gehen die Aufräumarbeiten an den Stränden der Nordseeinseln weiter. Auch Juist und Norderney stellen sich auf Treibgut aus den verloren gegangenen Containern ein. Auf Borkum wurden gestern 30 Fernseher, Schuhe und Bettwäsche angespült. Von 280 Säcken einer gefährlichen Chemikalie fehlt weiter jede Spur. Aus der Politik werden nun Konsequenzen aus dem Unglück gefordert.
Die Zahl der vermissten Container wurde inzwischen auf 277 (!) nach oben korrigiert. Auch eine Stahlkiste mit 1500 Kilogramm Lithium-Ionen-Batterien ist verschwunden. Für Kutter und Yachten bedeuten im Wasser treibenden Container eine akute Gefahr. Weil zu fürchten ist, dass manche Container noch zusammenhängen, sind aber auch größere Schiffe gefährdet. Ein Ölüberwachungsflugzeug aus Nordholz und ein Hubschrauber der Bundespolizei sind ebenso wie mehrere Schiffe im Einsatz. Wie viele Container noch in der Nordsee treiben, weiß derzeit niemand.
MSC Zoe: Forderungen aus der Politik
Aus der Politik werden Forderungen nach Konsequenzen laut. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) schlägt ebenso wie Umweltschutzorganisation Greenpeace vor, Container mit Gefahrgut mit Peilsendern auszustatten, damit sie im Falle einer Havarie besser geortet werden können. Ein Vorschlag, den manche Experten und auch die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen für wenig hilfreich erachten. Wenn die Container sinken, werde auch der Peilsender nicht mehr funktionieren.
In den Niederlanden, dessen Inseln Vlieland, Ameland, Terschelling und Schiermonnikoog noch stärker verschmutzt sind, will man die Reederei zur Kasse bitten. Mehrere Offizielle haben angekündigt, die Reederei MSC für alle entstandenen Kosten haftbar machen zu wollen. Die Bürgermeister der Inseln haben einen entsprechenden Brief an die Konzernzentrale in Genf versandt. In einer Stellungnahme machte MSC am Samstag klar, dieser Forderung zu entsprechen. „Die Suche geht weiter, bis der letzte Container gefunden ist“, teilte MSC am Samstag mit.
Was ist die Ursache der Havarie?
Nachfragen verschiedener Medien zur Unfallursache hat die Reederei bislang nicht kommentiert. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Spezialunternehmen damit beauftragt, die Strände zu säubern und im Meer mit Sonargeräten nach verschollenen Stahlboxen zu suchen. Experten wie der Bremer Schiffbau-Professor Ulrich Malchow vermuten, dass unzureichende Laschings (Befestigungen) Grund für die Havarie sind. „Es gibt eigentlich keine andere Erklärung“, sagte Malchow dem „Handelsblatt“. An die Theorie des Seeschlags glaubt er nicht. Dafür seien die Bordwände der MSC Zoe, einem der größten Schiffe der Welt, viel zu hoch. Außerdem seinen die Container von beiden Seiten des Schiffes in die Nordsee gefallen. Seitens des Verbandes Deutscher Reeder wurde der Verdacht geäußert, dass die Spediteure beim Gewicht der Container falsche Angaben gemacht haben könnten.
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