Schottische Seenotretter der Station Buckie haben eine Familie aus akuter Lebensgefahr befreit. Ihr Boot war vor der Küste in einem Sturm in eine verzweifelte Lage geraten. Die Retter der RNLI kämpften mit Sturm und Wellen. Echte Helden, denen wir mit unserem Buch „Überleben im Sturm“ ein Denkmal gesetzt haben…
Der Alarm erreichte die RNLI-Station Buckie gegen 20.30 Uhr. Steuermann Davie Grant (Anm: vergleichbar wie mit dem Vormann einer deutschen Seenotretterstation) warf mit seiner Crew aus sieben Freiwilligen wenige Minuten später die Leinen los. Die Ausgangslage klang dramatisch: Eine Jacht meldete einen Wassereinbruch. Sie hatte das Segel verloren und der Motor lief nicht mehr. An Bord waren auch Kinder. Trotz der widrigen Bedingungen lief das Boot der Retter mit Höchstgeschwindigkeit zur gemeldeten Position.
Steuermann Grant sagt: „Wir waren auf jeden Fall dankbar für unsere Sitzgurte und luftgefederten Sicherheitssitze. Unsere 42 Tonnen schwere Severn-Klasse ist für die schlimmsten Bedingungen ausgelegt und hat uns gute Dienste geleistet.“
Schottische Seenotretter auf Sturmfahrt
Die Seenotretter erreichten den Havaristen. Erste Versuche, Rettungskräfte an Bord der Yacht zu bringen, wurden durch das schwere Wetter vereitelt. Riesige Wellen warfen die Yacht wie ein Spielzeug hin und her. Die Kommunikation mit dem Skipper ergab eine leichte Entwarnung: Das gemeldete Leck betraf „nur“ das Kraftstoffsystem, nicht den Rumpf. Es bestand also keine akute Gefahr, dass die Yacht sank.
Ohne Segel und Motor war das Boot der See shutzlos ausgeliefert. Vier der fünf Menschen an Bord litten stark unter der Seekrankheit. Den ursprünglichen Plan, dass Seenotretter an Bord stiegen, verwarf der Steuermann: zu gefährlich. Es gelang trotz des Sturms, eine Leinenverbindung herzustellen. Die Seenotretter schleppten die Yacht in die Cullen Bay. Die Bucht bot etwas Schutz vor dem starken Sturm aus Westen und brechenden Wellen.
RNLI-Retter Kris steigt über
Nun stieg RNLI-Retter Kris über. Er berichtete über Funk, dass die Familie „sehr kalt, sehr nass, sehr seekrank und unter Schock“ stand. Er versorgte die Seekranken mit Medikamenten und sorgte dafür, dass sie sich unter Deck so wohl wie möglich fühlten. Und er beruhigte die Kinder während der Schleppfahrt nach Buckie.
Die Yacht schwankte heftig und es ging nur im Schneckentempo mit knapp drei Knoten voran. Kris und der Yacht-Skipper wechselten sich am Ruder des Havaristen ab. Nach Mitternacht erreichte der Schleppverband den sicheren Hafen von Buckie. In der Station der Retter gab es trockene Kleidung und wärmende Decken. Die Seenotretter stärkten sich mit einer Mahlzeit (die Seekranken vermutlich nicht) und machten ihren Kreuzer sofort wieder einsatzklar.
Steuermann Grant sagt: „Als wir uns ihm näherten, rief der Yachtkapitän per Funk die Küstenwache an. Er erkundigte sich, wie lange es noch dauern würde, bis wir voraussichtlich eintreffen würde. Hinterher erzählte er mir, dass es sich bei der Antwort „3 Minuten“ um die beste Nachricht handelte, die er in seinem ganzen Leben gehört hatte.“