Die Abstimmung für einen Brexit, also den Austritt Großbritanniens aus der EU, war knapp. In den Fischerstädtchen entlang der Küsten aber viel das Ergebnis eindeutiger aus. Die Fischer wollen den Brexit. Man kann sie verstehen. Ein Beitrag aus Hastings an der Südküste.
Hastings hat bessere Zeiten erlebt, das sieht man an vielen Ecken. Die Menschen im Fischerstädtchen an der Südküste Englands stimmten mit großer Mehrheit für einen Brexit. Das Wort bedeutet für sie eine Art letzte Hoffnung. Darauf, dass sie Fanggebiete vor der Küste nicht mehr mit den Booten der europäischen Flotte teilen müssen. Darauf, dass die Regularien, die sie für ungerecht halten, aufgelöst werden.
Englands Fischer und der Brexit
Tatsächlich ist es so, dass Fangboote unter anderen Flaggen bis zu sechs Seemeilen in britische Gewässer fahren dürfen, während sie sich der Küste Frankreichs nur auf zwölf Meilen nähern dürfen. Die zugeteilten Quoten: objektiv nicht zu verstehen. Und die Bestände haben sich lange erholt. Seit Jahrhunderten leben die Menschen von Hastings von der Fischerei. „Wir wollen unsere Gewässer zurück“, sagt ein Fischer in diesem Beitrag von SPIEGEL TV. Man kann diese Menschen verstehen.
Die Trawlerkapitäne fahren ihre Kutter in Hastings auf den Kiesstrand. Weil der Strand schmal ist, besonders bei Flut, hängen sie ihre Netze zum Trocknen auf. An hohe Brettergebäude, „Net-Shops“, genannt. Ein Wrack-Museum und ein Fischereimuseum sind in der Nachbarschaft untergebracht. Man spürt, wie stolz die Bewohner von Hastings auf ihre Tradition sind.
Kutter auf dem Strand
Die Situation der Fischer ist ein Beispiel dafür, wie Menschen das Vertrauen in Politik verlieren. Ihre Interessen wurden bei den Beitrittsverhandlungen zur EU damals nicht gerecht berücksichtigt. Statt nun aber diese Ungerechtigkeiten und Probleme zu beseitigen, ist das Große und Ganze schuld. Die Austrittsbewegung hat sich diese Wut zunutze gemacht – doch finden die Fischer nun eine Stimme? Dies bleibt eher unwahrscheinlich. Seht Euch diesen Beitrag an.