Hoffnung in Corona-Zeiten: Dahinten wird es hell. Jede Woche schreibt Ankerherz Verlagsleiter Stefan Kruecken eine Geschichte über das Meer. In dieser Folge geht es über das Thema Hoffnung in einer novembergrauen Zeit.
Hamburg ist im November ein großer, grauer, begehbarer Kühlschrank und der „Lockdown Light“ macht das nicht besser. Jeden Tag gibt es neue Corona-Rekordzahlen, machen sich Leute Sorgen um die Gesundheit der Familie und den Job. Dazu kommen kleinere Meldungen, die aufs Gemüt drücken: Jetzt haben sie auch noch den Hafengeburtstag abgesagt.
Manche wirken depressiv, andere aggressiv, der Winter aber kommt erst noch und die Laune ist definitiv im Keller. Ich will jetzt nicht wie ein Motivationsheini klingen in meiner Kolumne vom Meer, und doch sollten wir eines festhalten: Die Welt ist in der vergangenen Woche besser geworden. Glauben Sie nicht? Dann stellen Sie sich mal kurz zwei Dinge vor.
Donald Trump hätte die Wahl gewonnen.
Es gäbe keine Aussicht auf einen Corona-Impfstoff.
Eben.
„Dahinten wird es hell“ ist ein beliebter Spruch, wenn man im Herbst am Strand unterwegs ist. Das ruft man den Kindern zu und latscht einfach weiter. Auch wenn dahinten eine dunkle Wolkenfront aufzieht. Jackenkragen hochstellen und darauf vertrauen, dass es vorbei zieht. Wird schon nicht so schlimm werden.
Hoffnung: ein Impfstoff ist in Sicht
Dahinten wird es hell: Im Januar ist das Kapitel Trump im Weißen Haus ein Fall für Historiker, Psychologen und Satiriker, wobei ich mich frage, wie dieser Wahnsinn jemals adäquat verarbeitet werden soll. Ab dem 20. Januar, wenn Joe Biden offiziell als 46ter Präsident der USA ins Amt eingeführt wird, ist es egal, was Mango-Mussolini twittert, tut oder trompetet.
Der Mix aus QAnon-Quatsch, Hass und Dummheit, mit dem Donald Trump die älteste Demokratie der Welt aus dem Weißen Haus heraus attackierte, ist dann beendet. Das Vorbild aller Populisten hat krachend verloren und er hat bei den wichtigsten Herausforderungen glatt versagt. Anstand, Charakter, Wissenschaft haben gewonnen.
Hoffnung: Populisten auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit
Welche Auswirklungen das auf die Bedeutung der Mini-Donalds der AfD hat, werden wir sehen. Mit vier weiteren Jahren Trump hätten wir uns aber eine XL-Tüte Popcorn holen und zusehen können, wie politisch die freie Welt und klimatisch die ganze Welt verbrannt wären.
Wie lange es dauert, bis
der Impfstoff BNT162b2 verfügbar ist, das steht noch nicht fest. Es wird eben eine Menge benötigt, Millionen, ach was: Milliarden Dosen, es gibt Herausforderungen wie die Lieferkette, die tiefgekühlt sein muss. Aber auch für diese Probleme wird es Lösungen geben. Entscheidend aber ist: ein Impfstoff ist in Sicht, was für eine phantastische Nachricht! Manche Skeptiker hatten befürchtet, dass es womöglich niemals einen Wirkstoff gegen Corona geben könnte.
Den Gedanken an eine Welt, in der die Ausnahme ein Dauerzustand wird, hat man gerne verdrängt. Noch ist Corona nicht vorbei, aber das entscheidende Wort in diesem Satz ist „noch“.
Dahinten wird es hell.
Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Gerade erschien sein neues „Kleines Buch vom Meer: Helden“, das er mit Olaf Kanter (Spiegel) schrieb.