In der neuen Folge von Stefans Geschichten vom Meer geht es um das Schatzschiff San Jose. An Bord vermutet man Gold, Silber und Edelsteine im Wert von Milliarden Euro. Nun soll die Bergung starten – doch es gibt Streit…
Als ich ein Junge war, gab es für mich wenig, was mich ähnlich faszinierte wie ein Schatzschiff. Piraten, Verstecke, geheimnisvolle Karten, Gold und Silber in großen Kisten. Eines meiner Lieblingsbücher ist bis heute die „Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson, mit den Hauptfiguren Jim Hawkins, Kapitän Smollett und dem einbeinigen Smutje Long John Silver. Arrgh!
Das Schatzschiff vor Kolumbien
In diesen Tagen wird aus einer Schatzgeschichte Wirklichkeit, inklusive des Aspekts Gold und Silber in großen Kisten. Ein Expeditionsteam will im Auftrag der kolumbianischen Regierung damit beginnen, das spanische Kriegsschiff „San Jose“ zu bergen. Historiker nennen es „den Heiligen Gral aller Schiffswracks“. An Bord sind angeblich Edelmetalle und Smaragde im geschätzten Wert zwischen drei und 20 Milliarden US-Dollar.
Im Juni 1708 war die „San Jose“, beladen mit Reichtümern aus den Kolonien auf dem Weg nach Spanien, vor dem Hafen von Cartagena von einem britischen Geschwader in Brand geschossen worden. Die Pulverkammer explodierte, 578 Seeleute und Passagiere starben. Seit jener Zeit wird wegen der kostbaren Ladung nach dem Wrack gesucht. Und heftig gestritten.
Wem gehört der Schatz der San Jose?
Spanien als Besitzer des Schiffs, ausgebeutete indigene Völker in Bolivien und natürlich Kolumbien melden Ansprüche an, und auch eine Firma professioneller Schatzsucher möchte Dollar sehen. Geht es nach einer UNESCO-Konvention über den Schutz von Gütern auf dem Meeresgrund, dann gehört das Wrack seinem Herkunftsland Spanien. Kolumbien, in dessen Hoheitsgebiet das Schatzschiff liegt, aber hat diese Konvention – warum wohl? – nie unterschrieben.
Im November 2015 entdeckte ein Team internationaler Experten und der kolumbianischen Marine das Wrack nahe der Islas del Rosario. Der genaue Ort ist streng geheim, wobei der Schatz geschützt liegt. Auf 600 Meter Meerestiefe gelangt kein Amateur. Aufnahmen vom Meeresgrund ließen Archäologen geradezu ausflippen. Unter anderem zeigen die Bilder ein fast komplettes Service aus chinesischem Porzellan.
600 Meter tief auf Grund
Umgerechnet vier Millionen Euro investiert Kolumbien nun in die Expedition mit Unterwasserrobotern. In der Hafenstadt Cartagena soll ein Museum gebaut werden, um Schatz, Kanonen und möglichst viele Bauteile des Wracks auszustellen. Sofern dies möglich ist, denn niemand weiß, wie das Holz nach dreihundert Jahren Salzwasser auf Kontakt mit Sauerstoff reagiert.
Ganz in der Nähe entdeckten die Forscher unlängst zwei weitere geheimnisvolle Wracks, darunter einen Schoner. Vielleicht gibt es in dieser Schatzgeschichte sogar ein unerwartetes Ende?