Ein junger Mann mit Liebeskummer, seine Freundin auf einer Insel im Lockdown – und ein Jetski. Das sind die Zutaten für Stefans Geschichte vom Meer in dieser Woche. Die Kolumne erscheint auch in der Hamburger Morgenpost.
Vergangene Woche Donnerstag kaufte ein junger Schotte, von Liebeskummer geplagt, einen Jetski. Am Montag verurteilte ihn ein Richter auf der Isle of Man zu einer Gefängnisstrafe. Was in den Tagen dazwischen geschah, dürfte als eine der irrsten Geschichten in den irren Corona-Zeiten durchgehen.
Überall auf der Welt werden in diesen Wochen Menschen geschnappt, mit Geldbußen belegt oder ins Gefängnis gesteckt, weil sie gegen Corona-Auflagen verstoßen:
- In Taiwan verurteilten die Behörden einen Mann, der acht Sekunden seinen Quarantäneraum verlassen hatte.
- In Australien schnappten sie einen Kerl, der sich während des strengen Lockdowns ein Hühnchencurry besorgen wollte.
- In Italien sorgte der Fall eines Ehemanns für Schlagzeilen, der sein Haus nach einem Streit mit seiner Frau verließ und gegen die Ausgangssperre verstieß.
Lockdown-Brecher mit Jetski
Ein Schotte setzte nun neue Maßstäbe: Dale Mclaughlan, 28, Dachdecker von Beruf. Er vermisste seine Freundin Jessica, die er vor Kurzem auf der Isle of Man zwischen England und Irland kennengelernt hatte. Für die kleine Insel gelten in der Corona-Zeit harte Besuchsregeln, mit denen es gelang, Corona einzudämmen. Es gibt aktuell nur vier Infizierte und seit einem halben Jahr keinen einzigen Fall, der innerhalb der Inselgemeinschaft mit 85.000 Einwohnern übertragen wurde.
Zwei Mal beantragte McLaughlan, zu seiner Liebe auf die Isle of Man reisen zu dürfen. Beide Anträge lehnten die Behörden aus Sicherheitsgründen ab. Doch McLaughlan hatte einen Plan: Für 5000 Pfund kaufte er einen Jetski. Zuvor war er noch nie einen gefahren – und schwimmen kann er nach Angaben schottischer Zeitungen auch nicht.
Sturm hielt ihn nicht ab
Was McLaughlan keineswegs davon abhielt, bei stürmischem Wetter an der Südwesküste Schottlands loszuknattern, kurz nach Sonnenaufgang. Etwa vierzig Minuten hatte er für die Überfahrt eingeplant, schließlich kann er die Insel bei gutem Wetter in der Ferne sehen. Doch Wind und Wellen auf der Irischen See, die im Winter unter Seeleuten berüchtigt ist, sorgten für einen ziemlich holprigen Ritt. Nach mehr als viereinhalb Stunden erreichte er die Isle of Man.
Aus Polizeikreisen wurde bekannt, dass der Sprit im Tank noch für maximal zehn Minuten gereicht hätte.
Richter zeigt wenig Verständnis
Der Jetski-Romeo marschierte dann los, zum Haus seiner Freundin in der Inselhauptstadt Douglas. 15 Meilen, das sind knapp 25 Kilometer. Abends traf er ein. Das Paar ging in einigen Klubs feiern, was auf der Corona-geschützten Insel möglich ist.
Doch das Glück der Verliebten währte kurz. Polizisten verhafteten McLaughlan und die Behörden zeigte eher weniger Verständnis. „Dieses Individuum kannte die Regeln, bewies offene Missachtung und gefährdete Leben in unserer Community“, heißt es in einem Statement. Der Prozess dauerte nur kurz.
Urteil: vier Wochen Gefängnis. Frohe Weihnachten!