Die gute Sache mit dem Wal. Jede Woche schreibt Stefan eine „Geschichte vom Meer“ für die Hamburger Morgenpost, die natürlich auch hier im Ankerherz Blog veröffentlicht wird. Diesmal geht es um die beste Nachricht der Woche.
Ich bin ziemlich sicher, dass man in einigen Jahren mit einer Mischung aus Unverständnis, Abscheu und Belustigung auf das Jahr 2019 zurückblicken wird. Unverständnis, wie es zu Phänomenen wie Trump und einem Gehampel wie um den Brexit kommen konnte. Abscheu, dass ein Goebbels-Imitator namens Höcke in Deutschland wieder Wahlen gewann. Und Belustigung über Figuren wie Zick-Zack-Mike Mohring, der seine Oma vermieten würde, um den eigenen Vorteil zu sichern.
Es gibt Morgen, da lese ich die MOPO und überlege, einfach meine Frau, die Kinder und die Hunde einzupacken und ans Meer zu fahren. Drei Tage Insel, gar nichts machen, Handy aus, Zeitung weg. Was ich dann natürlich nicht machen kann, weil tausendeinundzwanzig Gründe dagegen sprechen. Also versuche ich, mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Im Großen wie im Kleinen. Das funktioniert ganz gut, und deshalb soll es in dieser Kolumne nur um positive Dinge gehen.
Reden wir über den Wal
Forscher der Universität von Washington haben mit einem aufwändigen Verfahren den Bestand im Südwestatlantik untersucht. Sie gehen nun davon aus, dass 25.000 Buckelwale in diesem Teil des Ozeans unterwegs sind. Das ist nicht irgendeine Zahl: Damit ist Population so groß ist wie in Zeiten, bevor der Mensch aus dem Töten dieser Tiere eine Industrie machte. Auch von Hamburg fuhr in den 1950ern eine Fangflotte des griechischen Reeders Onassis los. 16 Jagdboote und ein Fabrikschiff.
Ich traf einen alten Kapitän, der auf einem dieser kleinen Boote unterwegs war. Mindestens sieben, manchmal neun Monate ohne einen Hafen, Stürme, Enge an Bord – und ein Job, der auch die harten Kerle zum Nachdenken brachte. „Ich bin überzeugt, dass es niemand fertigbrächte, einen Wal zu töten, wenn der Wal seinen Schmerz herausschreien könnte“, sagte Hermann Gerdau. Mitleid oder Skrupel schob er damals zur Seite, denn über Umweltschutz machte sich damals kaum jemand Gedanken.
Buckelwale und Blauwale galten zu Beginn des 20ten Jahrhunderts als beinahe ausgerottet; Experten schätzen, dass mehr als 200.000 Buckelwale von Walfängern getötet wurden. Seit 1986 gilt ein internationales Moratorium, an das sich mit Ausnahmen wie Japan und Island fast alle Nationen halten. Es hat lange gedauert, bis die Schutzmaßnahmen funktionierten, denn pro Trächtigkeit bringt ein Walweibchen nur ein Junges zur Welt. Es dauert danach Jahre, bis der nächste kleine Wal zur Welt kommt.
Auch den Blauwalen geht es übrigens besser, bis zu 25.000 schwimmen heute wieder durch die Weltmeere. Das sind gute Nachrichten für Alle, die das Meer lieben. Freuen wir uns drüber!