Die Traditionsreederei Hamburg Süd hört auf zu existieren. Wie der Mutterkonzern Maersk am Freitag mitteilte, soll die Marke gelöscht werden. Die Ankündigung kommt einigermaßen überraschend.
Noch vor wenigen Monaten, im Jahr 2021, hatte Hamburg Süd 150. Geburtstag gefeiert – im großen Stil. Nun ist Schluß, wie der dänische Mutterkonzern am Freitag mitteilte. Eine Marke, die den Namen Hamburg in die Welt getragen hat und der eng mit der maritimen Geschichte der Seestadt verwoben ist, verschwindet damit vom Markt.
Vor fünf Jahren hatte die Oetker-Gruppe ihre Schifffahrtssparte an die dänische Reederei Maersk verkauft. Damals beteuerte man, dass die Marke ihre Eigenständigkeit behalten werde. „Hamburg Süd bleibt Hamburg Süd“, verkündete man damals.
Das Ende von Hamburg Süd
Die Realität sah anders aus: Nach ersten Stellenstreichungen wurden immer mehr wichtige Aufgaben von Hamburg nach Kopenhagen umgelagert. Die gesamte Flotte wird heute von der dänischen Hauptstadt aus gesteuert. Deutschlands Flagge verschwand vom Heck der Schiffe und Hamburg Süd verabschiedete sich aus dem Verband Deutscher Reeder. Letzten Endes handelte es sich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr um eine Reederei, sondern ein Befrachtungskontor mit guten Verbindungen nach Südamerika.
Maersk begründete den Schritt, der für viele überraschend kam, mit dem Plan, alle Tochterunternehmen unter dem Dach der einheitlichen Marke zusammenzufassen. „Unser Ziel ist es, unsere Marken so zu vereinheitlichen, dass sie die Realität unserer Kunden besser widerspiegeln“, sagte der Vorstand fürs operative Geschäft des dänischen Konzerns, Karsten Kildahl.
Diese Geschichte erzählte uns ein Kapitän von Hamburg Süd
Um einen Stellenabbau gehe es ausdrücklich nicht. „Wir haben mit allen Marken derzeit mehr als 1600 Mitarbeiter in der Stadt an einem halben Dutzend Standorte, die wir im Sommer 2024 im dann neu gebauten Johann-Kontor vis a vis zu Chile-Haus zusammenziehen werden“, sagte Kildahl.
Die Nachricht kommt zwei Tage, nachdem Maersk das Ende der Kooperation mit MSC, einem anderen Reederei-Giganten ankündigte. Damit endet nach zehn Jahren ein Bund namens „2M“, in dem die Konzerne u.a. Routen abstimmten. Für die Welt der Seefahrt dürfte dies größere Änderungen bedeuten. Drei große Allianzen der Reedereien – neben „2M“ gibt es „THE Alliance“ (zu der unter anderem das Hamburger Unternehmen Hapag-Lloyd gehört) und die „Ocean Alliance“ – haben starken Einfluss auf die Preise der Terminals in den Häfen.
Ankerherz meint: Für Hamburg bedeutet das wenig romantische Ende der Traditionsmarke Hamburg Süd eine Zäsur. Ein Kapitel hanseatische Seefahrtsgeschichte geht abrupt zu Ende. Als ziehe man den Stecker aus einem alten Toaster…