Muckle Flugga Leuchtturm ist nicht nur der nördlichste Leuchtturm Schottlands. Es ist ein Symbol für menschlichen Willen. Und eine Sehnsuchtsort. Lest hier einen Auszug aus unserem Kleinen Buch vom Meer: Leuchttürme.
Wenn das Licht am Ende des ersten Seetages dünner wird, kommt die Silhouette von Shetland in Sicht. Knapp 24 Stunden ist die Islandfähre „Norröna“ vom Hafen Hirtshals in Dänemark dann unterwegs, immer auf einem nördlichen Kurs. Wir sind mit unserer Islandreise, der „Skua-Tour“ an Bord, die wir nach der großen Raubmöwe des Nordatlantiks benannt haben.
Sehnsuchtsort Muckle Flugga Leuchtturm
Torshavn auf den Färöer und Seydisfjördur, ein Fischerdorf tief in einem Fjord an der Ostküste Islands gelegen, sind unsere Ziele, doch eigentlich geht es bei dieser Reise um die 1640 Seemeilen zwischen den Häfen. Es geht um die Seele des Nordatlantiks im Winter, wenn er majestätisch wild ist und rau.
Von Kapitän Schwandt stammt der Satz, dass es keinen Ort gibt, an dem man sich so klein und unbedeutend fühlt wie auf dem Nordatlantik im Sturm. Das trifft es genau.
Ich liebe diese Reise, auf der wir immer Wind und Welle erleben. Beaufort sieben bis acht, Wellen bis sechs Metern Höhe sind kein Problem für das Schiff, denn die „Norröna“ wurde für den Nordatlantik gebaut. Ein starkes, breites Schiff mit hohem Freibord, das von vorne aussieht wie ein schwimmender Keil. Die meisten Passagiere stehen stundenlang an Deck und beobachten diese Landschaft aus Grau und aus Blau und weißer Gischt.
Leuchttürme gehören zu dieser Reise. Bei der Abfahrt der weiße Turm von Hirtshals, auf einer Düne. In Thorshavn dann ein kleiner Turm, wie hingestellt für Instagram-Herzchen auf der alten Festung gleich neben dem Hafen.
Der schönste Leuchtturm und erste Höhepunkt der Reise ist mein Sehnsuchtsort. Ich freue mich jedes Mal darauf, wenn Muckle Flugga Lighthouse in Sicht kommt.
Wie aus einem Phantasy-Film
Er steht auf einem Felsen, an einer Ecke der kleinen Insel Muckle Flugga, die an einen Fantasyfilm erinnert. Unten schlagen die Wellen gegen den Fels. Im rötlichen Abendlicht, wenn es aussieht, als ob der Allmächtige mit Photoshop experimentiert, hat die Szene eine Schönheit, die beinahe theatralisch wirkt.
Einigen Passagieren, die hinaus auf Deck kommen, steht im ersten Moment buchstäblich der Mund offen. Eine Passagierin meinte zu mir, es sei das Schönste, was sie gesehen habe.
Was fasziniert mich so an diesem Ort? Er ist so wild, so abgeschieden, so fernab von allem. Muckle Flugga ist der nördlichste Leuchtturm Schottlands und war bis 1995, solange Leuchtturmwärter auf der Insel lebten, der nördlichste besiedelte Ort Großbritanniens. Ein unwirklicher Ort und der Beweis, was Menschen mit ihrem Willen schaffen können. Welche Qual mag es gewesen sein, diesen Turm zu errichten?
Harte Arbeit am Wächter der See
1855 wurde mit den Arbeiten begonnen und am 1. Januar 1858 in Betrieb genommen, als „North Unst Lighthouse“ (erst seit 1968 trägt der Turm den heutigen Namen). Drei Leuchtturmwärter lebten auf Muckle Flugga, zwei Teams wechselten sich permanent ab. Man versorgte sie zu früheren Zeiten mit einem Boot, später dann mit einem Hubschrauber.
Mich verzaubert dieser Ort und die Vorstellung, wie es damals auf Muckle Flugga Leuchtturm gewesen sein mag. Es ist aber mehr als nur ein romantischer Rückzugsort. Nach einem Tag auf See ist es auf der Islandfähre das erste Mal, dass wieder Land in Sicht kommt. Ich habe durch Muckle Flugga besser verstanden, welche Bedeutung Leuchttürme für Seeleute haben.
Welche Erleichterung es ist, ein Feuer über der See zu sehen.
Die Geschichte ist ein Auszug aus unserem „Kleinen Buch vom Meer: Leuchttürme“. Wer die Wächter der See mag, wird dieses Buch lieben. HIER bestellen!
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