Mit der Romantika nach Norwegen. Stefans neue Folge der Geschichten vom Meer spielt diesmal auf See. Auf der Fähre der Holland-Norway Line.
Ich bin unglaublich gerne auf See. Was ich aber nicht genießen kann, sind Kreuzfahrten. Zumindest auf Schiffen, die mit Schweröl unterwegs sind, und das sind leider die meisten in der Flotte. Dass es nun, wo sich die Corona-Lage entspannt, einen neuen Passagier-Boom geben soll, erstaunt doch. Kreuzfahrt in die Klimakrise, wirklich?
Mit der Fähre nach Norwegen
Fähren sind für mich eine Alternative. Sie verbinden Häfen, Menschen und Länder, sie transportieren Waren und sind bei fast jeder Windstärke unterwegs. Wenn ich an die alte Linie von den Sankt Pauli Landungsbrücken nach England denke, werde ich beinahe wehmütig.
Vergangene Woche probierte ich eine neue Verbindung aus, die Holland-Norway-Line. Los geht es in Eemshaven, einer Industriebrache mit Nordsee-Anschluss, wo der Passagier zu Fuß in den Bauch der „Romantika“ spaziert. Von diesem Moment an beginnt der entspannende Teil, denn der ungewöhnliche Name hält, was er verspricht.
Gemütliche Fährfahrt
Die „Romantika“ – 193 Meter lang, mit Platz für bis zu 2500 Passagiere – erinnert an ein leicht in die Jahre gekommenes Kreuzfahrtschiff. Mit Restaurants, Cafés, einem Pub und eigenem Theater, betreut von einer freundlichen Crew. Vor allem mit vielen Plätzen auf den Decks. Und so saß ich stundenlang mit einem Kaffee in der Seeluft, sah den Leuchtturm von Borkum, den Mut des übersteigenden Lotsen und sehr viele Windräder.
Eine Fährfahrt ist eine gemütliche Angelegenheit. Stress kommt bei zwanzig Knoten Reisegeschwindigkeit nicht auf. Mit einem Buch abends dann in der Koje liegen, während der Schiffsmotor brummt: unbezahlbar.
Zu Besuch bei Kapitän Rolie
Als die Südküste Norwegens näherkam, durfte ich Kapitän Mark Rolie auf der Brücke besuchen. Rolie, Anfang 50, ein entspannter Seemann aus den Niederlanden, arbeitet seit vielen Jahren als Kapitän auf Fähren. Heftig sei es im Winter auf der Irischen See gewesen, wo sich im Sturm irrwitzig hohe Wellen aufbauen, erzählte der Käpt´n. Auch die Hafeneinfahrt von Hull, wo in der Schleuse weniger als ein halber Meter Platz an jeder Schiffsseite bleibt, war eine Herausforderung.
Rolie zirkelte die Romantika durch die Schären vor dem Hafen von Kristiansand. Leuchttürme kamen in Sicht, grüne Inseln, dann die Häuser der Stadt. Der Liegeplatz war von einem anderen Schiff belegt, und so wurde ich Zeuge, welche Nervenstärke ein Fährkapitän im Alltag braucht. Rückwärts einparken mit 198 Metern in einem engen Hafenbecken und dies bei Zeitdruck – das ist nicht jedermanns Sache.
Wenig später schlenderte ich durch den Fischmarkt von Kristiansand und dann weiter Richtung Posebyen, dem größten Stadtviertel mit alten Holzhäusern in Nordeuropa. Nach einem halben Tag Norwegen ging es zurück an Bord.
Eine kurze Reise für Romantika.